Bayern kritisiert Lemkes Vorschläge zum Umgang mit dem Wolf
Aus Bayern kommt Kritik an den Vorschlägen von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) zum künftigen Umgang mit dem Wolf. Lemke "verharrt nach wie vor ausschließlich bei der Entnahme von Problemwölfen", erklärte Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) am Donnerstag. "Das bringt uns einem dringend notwendigen Bestandsmanagement für Wölfe keinen Schritt näher." Die von der Ministerin vorgeschlagenen Regeln würden in Bayern längst umgesetzt.
Lemke will den Abschuss von Wölfen in bestimmten Fällen erleichtern. Künftig soll 21 Tage lang ab einem Weidetierriss auf einen Wolf geschossen werden dürfen, der sich in tausend Metern Umkreis von der Rissstelle aufhält. Voraussetzung dafür ist weiterhin eine Abschussgenehmigung, außerdem geht es um "zuvor festgelegte Regionen mit erhöhtem Rissvorkommen" und der Wolf muss "zumutbare Herdenschutzmaßnahmen" überwunden und Weidetiere gerissen haben. Anders als bisher in der Praxis üblich muss hierfür nicht das Ergebnis einer DNA-Analyse abgewartet werden.
Lemke müsse vielmehr das Bundesnaturschutzgesetz angehen und sich in Brüssel für eine Anpassung der Naturschutz-Richtlinie einsetzen, forderte Kaniber. "Wir brauchen bei der permanent wachsenden Wolfspopulation endlich eine echte Bestandsregelung."
Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) forderte anders als von Lemke vorgeschlagen bundeseinheitliche Regeln zum Abschuss von Wölfen, die Weidetiere angreifen. Es sei ihm wichtig, dass nicht die Länder definierten, in welchem Umkreis und auf welcher Entscheidungsgrundlage die Schnellabschüsse erfolgen sollten. "Hier ist der Bund gefordert, in Abstimmung mit den Ländern eine eindeutige Rechtsgrundlage zu schaffen", forderte Backhaus. "Aus meiner Sicht wäre eine Regelung im Bundesnaturschutzgesetz oder eine Bundesverordnung angezeigt."
Der FDP-Europapolitiker Jan-Christoph Oetjen erklärte, Lemke habe für schwer zu schützende Regionen wie Deiche "leider keine klare Antwort" gefunden. "Die neuen Abschussgenehmigungen können also nur ein Zwischenschritt für den Umgang mit dem Wolf sein." Ohne ein aktives Bestandsmanagement mit wolfsfreien Zonen an den Deichen sei keine langfristige Lösung gefunden. Sogenannte "wolfsfreie Zonen" schloss Lemke jedoch bislang aus.
(T.Wright--TAG)