Staatsbesuch von Charles III. klingt mit Geste der Versöhnung aus
Mit einem Zeichen der Aussöhnung nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs und einem Appell für Frieden haben der britische König Charles III. und seine Ehefrau Camilla am Freitag in Hamburg ihren dreitägigen Staatsbesuch in Deutschland ausklingen lassen. Am Bombenkriegsmahnmal St. Nikolai gedachte Charles gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) der Kriegsopfer auf deutscher und britischer Seite.
Zuvor waren Charles III. und Camilla am Freitagmittag gemeinsam mit Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender in einem regulären ICE der Deutschen Bahn von Berlin nach Hamburg gefahren. In der Hansestadt absolvierten sie unter anderem noch einen Besuch im Rathaus und eine Bootstour durch den Hafen. Den offiziellen Abschluss des Aufenthalts in Deutschland sollte am Nachmittag ein von der britischen Botschaft ausgerichteter Empfang bilden.
Der Besuch in Deutschland war die erste Auslandsreise des neuen britischen Monarchen, der seit dem Tod seiner Mutter Queen Elizabeth II. im September 2022 amtiert. Ein zuvor geplanter Aufenthalt in Frankreich war wegen der dortigen Rentenproteste verschoben worden. Die Wahl der Reiseziele gilt auch als Zeichen symbolischer Unterstützung für einen proeuropäischen Kurs Großbritanniens, das nach dem Brexit-Referendum 2016 aus der EU austrat.
Wie zuvor bereits in Berlin und Brandenburg wurden Charles und Camilla auch in Hamburg von jubelnden Schaulustigen empfangen. Trotz Regens warteten bei deren Ankunft am Bahnhof Dammtor sowie am Rathaus zahlreiche Neugierige mit britischen Fahnen. Charles und Camilla suchten mehrfach das Gespräch mit den Wartenden, zudem zeigten sie sich mit Steinmeier und Büdenbender auch auf dem Rathausbalkon.
Am Bombenkriegsmahnmal St. Nikolai nahe der Innenstadt verharrten Charles, Steinmeier und Tschentscher schweigend, ihre Frauen legten weiße Blumen nieder. Während des von den Nationalsozialisten entfesselten Zweiten Weltkriegs war Hamburg im Sommer 1943 das Ziel verheerender Luftangriffe britischer und US-amerikanischer Bomber mit dem militärischen Codenamen Operation Gomorrha.
Bei nächtlichen Flächenbombardements wurden während der Angriffsserie durch alliierte Flugzeuge ganze Stadtviertel zerstört, in Erinnerung blieb vor allem die berüchtigte sogenannte Feuersturmnacht vom 27. auf den 28. Juli 1943 mit mehr als 30.000 Toten. Der Turm der Kirche St. Nikolai diente den Bomberverbänden damals als Orientierungspunkt beim Anflug, in der Ruine des kriegszerstörten Gebäudes entstand später eine Gedenk- und Begegnungsstätte.
Trotz späterer Aussöhnung zwischen Großbritannien und Deutschland blieben die wechselseitigen massiven Bombenangriffe auf städtische Ziele während des Weltkrieg stets ein schwieriges Kapitel der Erinnerung. Anders als im Fall von Dresden, das später im Krieg ebenfalls von besonders verheerenden Luftangriffen zerstört wurde, war das Gedenken in Hamburg allerdings nie stark polarisiert. Dort wurde schon früh auf Aussöhnung gesetzt. Hamburg und Großbritannien sind von jeher auch durch den Seehandel eng verbunden.
Bereits zuvor war der am Mittwoch begonnene Staatsbesuch von Charles und Camilla von politischen Gesten geprägt. Am Donnerstag hielt der britische König als erster Monarch überhaupt eine Rede im Bundestag, bei der er zur Festigung der engen Partnerschaft zwischen Großbritannien und Deutschland aufrief. Zudem betonte er vor dem Hintergrund des russischen Kriegs gegen die Ukraine die Verantwortung beider Länder für die europäische Sicherheit.
Charles besuchte unter anderem auch ein Ankunftszentrum für Flüchtlinge im früheren Berliner Flughafen Tegel. Darüber hinaus spielten aber auch andere Themen bei der Visite eine große Rolle. So besichtigte der seit langem für sein Engagement für biologische Landwirtschaft bekannte König etwa einen Berliner Wochenmarkt und ein Ökodorf in Brandenburg. Gesellschaftlicher Höhepunkt war ein Staatsbankett im Steinmeiers Amtssitz Schloss Bellevue.
(Y.Berger--BBZ)