Sorge um Konsumausgaben: China entgeht im Dezember nur knapp der Deflation
Die chinesische Führung kämpft weiterhin damit, die Konsumausgaben in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft anzukurbeln. Im Dezember lag die Inflationsrate mit 0,1 Prozent so niedrig wie seit neun Monaten nicht mehr, wie aus am Donnerstag veröffentlichten Zahlen der chinesischen Statistikbehörde hervorgeht. Damit entging das Land nur knapp einer Deflation. Im Gesamtjahr 2024 legten die Preise - ebenso wie bereits im Vorjahr - um 0,2 Prozent zu.
Was zunächst wie eine gute Nachricht für die chinesischen Verbraucherinnen und Verbraucher klingt und deren Kaufkraft stärkt, birgt Risiken für das Wirtschaftswachstum. Denn anstatt ihr Geld auszugeben, halten die Menschen es bei einer möglichen Deflation in Erwartung weiterer Preisrückgänge zurück und verschieben größere Anschaffungen. Es droht eine Abwärtsspirale mit sinkenden Einnahmen der Unternehmen und - wenn der Prozess lange anhält - Arbeitsplatzabbau, der wiederum den Konsum weiter eintrübt.
Viele Zentralbanken sehen deshalb eine Inflationsrate von etwa zwei Prozent als optimal für die Wirtschaft an. Bei diesem Wert sehen sie sowohl relative Preisstabilität gegeben als auch die Gefahr einer Deflation weit genug entfernt.
China hatte bereits im vergangenen Februar eine viermonatige Deflationsphase hinter sich gelassen, nachdem es einen Monat zuvor den stärksten Preisverfall seit 14 Jahren erlebt hatte. Ende des Jahres hatte die Regierung eine Reihe von Maßnahmen zur Ankurbelung des Konsums und zur Unterstützung des angeschlagenen Immobiliensektors vorgestellt, einschließlich Zinssenkungen.
Die jüngsten Wirtschaftsdaten hätten zwar eine Stabilisierung gezeigt, kommentierte am Donnerstag der Chefvolkswirt bei Pinpoint Asset Management, Zhiwei Zhang. "Aber die Dynamik ist noch nicht stark genug, um einen Aufwärtsdruck auf die Verbraucherpreise zu erzeugen", fügte er hinzu. "Der deflationäre Druck ist anhaltend."
Analystin Yue Su von der Economist Intelligence Unit sprach sich für weitere geldpolitische Lockerung aus, um die Kreditkosten der Unternehmen zu senken. Dies sei "für eine breite Erholung der Wirtschaft wichtig", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP.
Staatschef Xi Jinping hatte in der vergangenen Woche erklärt, dass die Wirtschaft des Landes im vergangenen Jahr voraussichtlich um etwa fünf Prozent gewachsen sei, was dem offiziellen Ziel Pekings entspreche.
Andere Prognosen deuten darauf hin, dass Chinas Wirtschaft dieses Ziel leicht verfehlt haben könnte: So geht der Internationale Währungsfonds (IWF) für 2024 von einem Wachstum von 4,8 Prozent und für 2025 von einer Verlangsamung auf 4,5 Prozent aus. Die offiziellen Wachstumsdaten für 2024 werden in der kommenden Woche erwartet.
Die niedrigen Konsumausgaben sind ein zentrales Problem der chinesischen Wirtschaft, die sich nach dem Ende der strengen Corona-Einschränkungen nicht nachhaltig erholt hat. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit, allgemeine konjunkturelle Unsicherheit und die Krise des Immobiliensektors wirken sich ebenfalls auf den Konsum und die gesamte Wirtschaft aus.
(C.Young--TAG)