Kirgistan und China verstärken Zusammenarbeit durch Bau neuer Eisenbahnstrecke
Kirgistan und China verstärken ihre enge wirtschaftliche Zusammenarbeit durch den Bau einer neuen Eisenbahnstrecke. Der kirgisische Präsident Sadir Dschaparow gab am Freitag den Startschuss für den Bau einer neuen Bahnlinie zwischen China, Kirgisistan und Usbekistan, die Zentralasien auch als Versorgungsweg nach Europa erschließen soll. Die Kosten für das Projekt belaufen sich nach Schätzung kirgisischer Behörden auf umgerechnet rund 7,7 Milliarden Euro.
Bei der vom Staatsfernsehen live übertragenen Zeremonie wurden in den verschneiten Bergen der Region Dschalal-Abad im Süden Kirgistans Fackeln in den Nationalfarben der drei Länder gezündet. Dschaparow dankte "unseren Partnern - China und Usbekistan - für die Unterstützung bei der Ausführung dieses Projekts".
Die Strecke werde "die Versorgung mit Gütern von China nach Kirgisistan und dann weiter nach Zentralasien" und in die benachbarten Länder "einschließlich der Türkei" und "sogar in die Europäische Union" sicherstellen, sagte der kirgisische Staatschef, der anlässlich des feierlichen Startschusses für das Projekt einen traditionellen Filzhut trug.
Die strategisch wichtige Eisenbahnlinie wird über eine Strecke von fast 523 Kilometern von der chinesischen Stadt Kashgar in der nordwestlichen Region Xinjiang durch die kirgisische Grenzstadt Dschalal-Abad nach Andischan in Usbekistan führen. Der Streckenabschnitt in China soll auf einer Strecke von rund 155 Kilometern verlaufen. Der kirgisische Abschnitt mit 305 Kilometern und der usbekische mit 63 Kilometern sollen zusammen mehr als doppelt so lang werden.
Die geplante Strecke verläuft teilweise in Gebirgsregionen und in Permafrostgebieten, wo der Boden nie ganz auftaut. Allein in Kirgisistan sei der Bau von 27 Tunneln und 46 Brücken vorgesehen, hieß es bei der im Fernsehen übertragenen Präsentation. Der Bau werde "sehr komplex" sein, da er in einer Bergregion mit rauem Klima und hoher seismischer Aktivität erfolge.
Das Projekt war zwei Jahrzehnte lang diskutiert worden, wurde aber im Juni mit der Unterzeichnung eines Regierungsabkommens durch die Staats- und Regierungschefs von China, Kirgisistan und Usbekistan festgezurrt. Nach Angaben der kirgisischen Eisenbahngesellschaft könnte der Bau der Strecke etwa sechs Jahre dauern.
Die Ex-Sowjetrepublik Kirgistan pflegt enge Beziehungen sowohl zu Russland als auch zu China. Traditionell sieht Moskau Zentralasien als sein Einflussgebiet an. Peking ist jedoch bestrebt, Russland dort als Regionalmacht abzulösen: Zentralasien spielt eine Schlüsselrolle bei Pekings Infrastrukturprogramm Neue Seidenstraße.
Zuletzt baute Peking seine Beziehungen zu den rohstoffreichen Ländern Zentralasiens immer weiter aus. Allein in die Gasförderung in Zentralasien sowie in den Bau von Eisenbahn- und Straßenverbindungen durch die Region investiert China Milliardensummen.
(B.Smith--TAG)