Lindner: Brauchen mehr Kapital in Deutschland zur Finanzierung von Unternehmen
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat angesichts der schlechten Konjunkturprognosen für Deutschland für eine stärkere Kapitalmarktkultur hierzulande geworben. "Unser Finanzmarkt ist nicht tief und leistungsfähig genug", sagte er den Sendern RTL und ntv bei einem Besuch der Börse in New York. "Wir müssen auch deshalb eine andere Kapitalmarktkultur in Deutschland entwickeln, damit Wachstumsunternehmen und auch Startups finanziert werden können."
Die Hürde für eine Listung an den Börsen müsse reduziert werden, sagte Lindner den Sendern weiter. "Und auf der anderen Seite brauchen wir mehr Kapital auch in unserem eigenen Markt in Deutschland." Dazu sollen auch "die Ersparnisse, die Deutsche anlegen wollen" beitragen.
Die Regierung plant laut Lindner, die Anlage in Aktien zu fördern: "Für jeden investierten Euro in einen Fonds oder ein anderes Wertpapier wird der Staat 20 Cent dazulegen. Innerhalb des Depots bleiben die Erträge komplett steuerfrei, also potenziell über Jahrzehnte kann der Zinseszinseffekt genutzt werden", sagte der Minister RTL und ntv.
"Wir müssen etwas lernen. Denn wenn Menschen ihre Ersparnisse nur auf das Girokonto legen, dann erzielen sie keine Erträge." Auf die Frage nach den Risiken des Aktienmarktes und möglichen Ängsten der Anlegerinnen und Anleger entgegnete Lindner: "Ja, die Börsen schwanken, aber wer richtig anlegt, kann das Risiko reduzieren." Auf lange Sicht habe es immer, da es sich um Sachwerte handele, eine Erholung gegeben.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Dienstag in seiner Rede beim Arbeitgebertag gesagt: "Wir müssen viel dafür tun, dass unser Finanzsystem, dass der Finanzstandort in der Lage ist, das Wachstum mitzufinanzieren". Der größte Unterschied zwischen den USA und Europa ‑ das treffe Deutschland gemeinsam mit vielen anderen Ländern ‑ sei, dass die Wachstumsfinanzierung von Unternehmen über Kapitalmärkte hier nicht in gleicher Weise funktioniere wie dort.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wachstumsprognosen für Deutschland und die Eurozone in seinem am Dienstag veröffentlichten Jahresbericht erneut abgesenkt. Für Deutschland erwartet der IWF in diesem Jahr ein Nullwachstum, im kommenden Jahr ein Wachstum um 0,8 Prozent.
(N.Miller--TAG)