Umweltbundesamt fordert günstigen ÖPNV auch nach Ende des Neun-Euro-Tickets
Aufgrund der hohen Nachfrage nach dem Neun-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr fordert das Umweltbundesamt (UBA) auch nach Ende der Entlastungsmaßnahme im September vergünstigte Jahrestickets. "Die Idee, eine Flatrate für den ÖPNV in Deutschland in Form eines Deutschlandtickets zu haben, ist attraktiv", sagte die UBA-Verkehrsexpertin Katrin Dziekan dem "Handelsblatt" vom Mittwoch. Der Landkreistag äußerte hingegen Bedenken aufgrund der zu befürchtenden Einnahmeverluste.
Dziekan verwies im "Handelsblatt" auf das in Österreich umgesetzte Modell. Seit Oktober 2021 erlaubt dort das sogenannte Klimaticket die Nutzung des gesamten öffentlichen Nahverkehrs zu einem regulären Preis von jährlich 1095 Euro. Eine solche Regelung "wäre aber mit erheblichen Kosten verbunden, für die eine ausreichende Finanzierung sichergestellt werden muss", erklärte Dziekan.
Finanziert werden könnte ein solches Ticket demnach durch die Streichung klimaschädlicher Subventionen im Verkehrssektor. 2018 beliefen sich diese demnach auf rund 30 Milliarden Euro. "Schätzungsweise würde diese Summe die Hälfte der Betriebskosten von Bus und Bahn in Deutschland decken", sagte Dziekan.
Auch der Linken-Verkehrspolitiker Bernd Riexinger forderte im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland eine Verlängerung des Neun-Euro-Tickets. "Das Pfingstwochenende hat gezeigt, dass es einen Riesenbedarf an günstigen Ticketpreisen gibt", sagte Riexinger. In Zeiten hoher Energiepreise dürften die Kosten für Mobilität nicht wieder überdurchschnittlich steigen. "Deshalb fordern wir die Verlängerung des Neun-Euro-Tickets bis Ende 2022."
Der Deutsche Landkreistag warnte indes vor den hohen Einnahmeausfällen durch eine Verlängerung des Neun-Euro-Tickets. Ziel aller Maßnahmen müsse ein attraktiver Nahverkehr sein, sagte Landkreistagspräsident Reinhard Sager dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Das erreichen wir nicht durch Fortschreibung des Neun-Euro-Tickets".
Für den Ausbau des Angebots fehlten finanzielle Mittel, eine Fortsetzung des Neun-Euro-Tickets werde die Finanzlücken weiter vergrößern. "Insofern gefährdet es unsere eigentlichen Ziele und ist auf Dauer schlichtweg unbezahlbar", sagte Sager. Er forderte "eine stabile ÖPNV-Finanzierung und eine deutliche Erhöhung der ÖPNV-Mittel". Diese müsse "die großen Sanierungs- und Ausbaubedarfe auf Straße und Schiene und die massiv gestiegenen Bau-, Personal- und Energiekosten" berücksichtigen.
(F.Schuster--BBZ)