Schweiz will sich für internationales Moratorium für Tiefseebergbau einsetzen
Die Schweiz will sich für ein internationales Moratorium für die Förderung von unter dem Meeresboden lagernden Rohstoffen einsetzen. Derartige Aktivitäten zur Förderung diverser Mineralien unter dem Meeresgrund müssten "aufgeschoben" werden, bis sichergestellt sei, dass "schädliche Auswirkungen" vermieden werden könnten, erklärte die Regierung in Bern am Mittwoch.
Das Moratorium für die kommerzielle Rohstoffförderung am Meeresgrund solle gelten, bis es mehr wissenschaftliche Erkenntnisse über die Auswirkungen gebe und der Schutz der marinen Ökosysteme garantiert werden könne. Die Schweizer Regierung will ihren Vorschlag bei der Sitzung der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) kommenden Monat in Jamaikas Hauptstadt Kingston präsentieren. Die ISA kontrolliert alle Tiefseebergbau-Aktivitäten in internationalen Gewässern, die nicht unter die Gerichtsbarkeit einzelner Staaten fallen.
Die Umweltorganisation WWF Schweiz lobte, die Regierung in Bern habe "klar Stellung zum Schutz der Tiefsee bezogen". "Damit setzen wir ein wichtiges Zeichen für den langfristigen Schutz dieser vielfältigen und wichtigen Ökosysteme", erklärte die WWF-Expertin Alice Eymard. Greenpeace sprach von einem "Erfolg für die Ozeane".
Nach Angaben der Schweizer Regierung wächst das Interesse diverser Staaten und Unternehmen am Tiefseebergbau wegen der Energiewende. Schließlich würden unter dem Meeresgrund lagernde Mineralien wie Kobalt und Mangan benötigt, um Autobatterien herzustellen.
Die Schweiz ist eine Hochburg für den internationalen Rohstoffhandel. Große Bergbaufirmen wie Glencore haben dort ihren Sitz. Der mit Metallen wie Kupfer und Kobalt sowie Öl und Kohle handelnde Konzern hatte 2022 einen Jahresumsatz von 17,3 Milliarden Dollar (15,9 Milliarden Euro).
Vor anderthalb Wochen hatten die UN-Mitgliedstaaten formell ein Hochsee-Schutzabkommen beschlossen. Es sieht erstmals Schutzgebiete außerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszonen einzelner Länder vor. Voraussetzung für sein Inkrafttreten ist seine Ratifizierung durch mindestens 60 Länder.
(L.Kaufmann--BBZ)