15 Jahre Haft für Angeklagten in Belgien wegen Todes von Vietnamesen in Lkw
Mehr als zwei Jahre nach dem qualvollen Tod von 39 vietnamesischen Migranten in einem Kühllastwagen in Großbritannien hat ein belgisches Gericht einen Schleuser zu 15 Jahren Haft verurteilt. Der 45-jährige Vietnamese habe eine führende Rolle in dem Fall gespielt, urteilte das Gericht am Mittwoch in Brügge. Gegen den Mann wurde zudem eine Geldstrafe in Höhe von knapp einer Million Euro verhängt.
Die belgischen Ermittler hatten den Mann als "Chef der belgischen Zelle" bezeichnet. Auch das Gericht ging davon aus, dass der 45-jährige Vo Van Hong das Schleusernetzwerk - "eine kriminelle Organisation" - in Belgien leitete. Rund 15 der 39 Opfer sollen sich vor der Schleusung nach Großbritannien in zwei Brüsseler Verstecken aufgehalten haben. Insgesamt soll der Mann für die Schleusung von mindestens 115 Menschen zwischen September 2018 und Mai 2020 verantwortlich gewesen sein.
Vor dem Gericht in Brügge war bereits im Dezember gegen die insgesamt 23 Angeklagten in dem Fall verhandelt worden. Von den 22 Mitangeklagten des Vietnamesen sprach das Gericht nun 18 ebenfalls schuldig, vier wurden freigesprochen. Darunter waren zwei Haftstrafen von zehn und sieben Jahren, die Strafen unter fünf Jahren wurden zumeist auf Bewährung ausgesprochen.
Der Fall hatte im Oktober 2019 weltweit für Entsetzen gesorgt. In einem Industriegebiet östlich von London waren in einem Lastwagen die Leichen von 31 Männern und acht Frauen entdeckt worden. Laut Obduktionsbericht starben sie, eingesperrt in dem Container, an Sauerstoffmangel und Überhitzung.
Der Container stammte aus der belgischen Hafenstadt Zeebrugge. Die belgische Justiz hatte deshalb - genau wie die Verantwortlichen in Großbritannien und Vietnam - Ermittlungen aufgenommen. Im Zuge der Ermittlungen waren auch Verdächtige in Frankreich, Belgien und Deutschland festgenommen worden, die in den Menschenhandel verstrickt gewesen sein sollen.
In Großbritannien wurden in dem Fall im Januar sieben Männer zu Haftstrafen zwischen drei und 27 Jahren verurteilt. In Vietnam wurden im September 2020 gegen vier Männer Haftstrafen zwischen zweieinhalb und siebeneinhalb Jahren verhängt, drei weitere kamen mit Bewährungsstrafen davon.
Die Opfer stammten aus armen ländlichen Regionen in Vietnam, wo viele ihr Leben riskieren in der Hoffnung auf ein besseres Leben im Ausland. In Großbritannien angekommen, arbeiten sie oft illegal auf Cannabis-Farmen oder in Nagelstudios, um ihre Schulden bei den Schleppern bezahlen zu können.
(O.Joost--BBZ)