"Vergessen, Danke zu sagen": Frankreichs Präsident Macron verärgert Ex-Kolonien
Mit einer Bemerkung über westafrikanische Staaten hat der französische Präsident Emmanuel Macron Vorwürfe des Neokolonialismus ausgelöst. Macron habe sich wohl "in der Epoche geirrt", sagte der tschadische Präsident Idriss Déby Itno am Dienstag. Macron hatte in einer Rede vor Diplomatinnen und Diplomaten am Montag gesagt, westafrikanische Staaten, in denen französisches Militär im Einsatz war, hätten "vergessen, Danke zu sagen".
Wenn Frankreich sich nicht 2013 zu einem Militäreinsatz gegen islamistische Gruppen in der Sahelzone entschlossen hätte, wäre heute keiner der betroffenen Staaten souverän, sagte der französische Staatschef. "Wir haben das richtig gemacht", sagte er mit Blick auf den Militäreinsatz, der inzwischen so gut wie beendet ist.
Nach Mali, Burkina Faso und Niger, wo sich Militärs an die Macht geputscht haben, hatten zuletzt auch der Senegal, Tschad und die Elfenbeinküste den Abzug der französischen Soldaten angekündigt. "Frankreich zieht sich nicht zurück, wir organisieren uns bloß um", sagte Macron dazu. "Wir haben den afrikanischen Staatschefs vorgeschlagen, uns neu aufzustellen. Da wir sehr höflich sind, haben wir es ihnen überlassen, dies anzukündigen", sagte er weiter.
Déby kritisierte Macrons Äußerungen als Ausdruck einer "herablassenden Haltung gegenüber Afrika und den Afrikanern". "Die Entscheidung, die militärische Zusammenarbeit mit Frankreich zu beenden, ist eine souveräne Entscheidung des Tschads", betonte er.
Der senegalesische Regierungschef Ousmane Sonko betonte ebenfalls, dass der Abzug der französischen Soldaten eine Initiative des Senegals sei. "Frankreich hat weder die Mittel noch das Recht, die Sicherheit und Souveränität Afrikas zu garantieren", erklärte er. Frankreich habe im Gegenteil "oft zur Destabilisierung afrikanischer Länder beigetragen", wie etwa in Libyen. Hätten afrikanische Soldaten nicht im Zweiten Weltkrieg Frankreich unterstützt, "dann wäre das Land heute vielleicht noch Teil von Deutschland", spottete Sonko.
Auch in Frankreich kam heftige Kritik von der linken Opposition. Die Bemerkungen zeugten von "neokolonialem Paternalismus", erklärte die linkspopulistische Partei LFI.
In diplomatischen Kreisen hieß es später, Macrons Bemerkung sei "aus dem Kontext" gerissen worden. Er habe zudem lediglich diejenigen Staaten gemeint, in denen es Putsche gegeben hatte.
Frankreich hatte bereits im Juni angekündigt, seine Truppen in afrikanischen Ländern weiter zu reduzieren. Am 26. Dezember übergab Paris einen ersten Armeestützpunkt an den Tschad. Es war das letzte Land der Sahelzone, in dem noch französische Truppen stationiert waren.
(T.Brown--TAG)