Fachverbände mahnen rasches und konsequentes Handeln gegen Affenpocken an
Nach dem Ausbruch von Affenpocken in Deutschland haben medizinisch-wissenschaftliche Fachverbände ein "rasches und konsequentes Handeln" angemahnt. Besonders wichtig seien zunächst eine zielgruppenspezifische Aufklärung, die Isolation von Infektionsfällen sowie Quarantäne für enge Kontaktpersonen und Verdachtsfälle, heißt es in einer am Montag in München veröffentlichten gemeinsamen Stellungnahme. Zudem müsse geprüft werden, ob und wie eine Impfung zur Begrenzung des Ausbruch eingesetzt werden könnte.
Die Erklärung wurde von der Deutschen Aids-Gesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, der Deutschen Gesellschaft Pädiatrische Infektiologie, der Gesellschaft für Virologie, der Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter und dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung in Abstimmung mit der Ständigen Impfkommission (Stiko) verfasst.
"Zur wirksamen Eindämmung des globalen Ausbruchs, der Unterbrechung der Infektionsketten und einer Vermeidung des Eintrags in das Tierreich außerhalb der bekannten Endemiegebiete ist ein entschlossenes, schnelles und abgestimmtes Handeln erforderlich", heißt es in der Stellungnahme.
Die Experten unterstützen die Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), wonach Infizierte für 21 Tagen in Isolation sollen. Auch für Kontaktpersonen von Infizierten gilt demnach die "dringende Empfehlung", sich für 21 Tage in Quarantäne zu begeben.
Aus Sicht der Verbände könnte ein normaler Pockenimpfstoff, der in den USA und Kanada auch für die Prävention von Affenpocken zugelassen ist, in den nicht gegen Pocken geimpften Geburtsjahrgängen in Deutschland "einen relevanten Beitrag zur Erhöhung des Schutzes vor Infektion und Erkrankung leisten". Insbesondere im Umfeld bekannter Infektionsherde könne eine solche Impfung Infektionen vermeiden oder Krankheitsverläufe abmildern.
Die Option solle von der europäischen Zulassungsbehörde EMA und der Stiko geprüft werden. Parallel solle die Beschaffung der Impfstoffe "in ausreichenden Mengen" vorbereitet werden.
In Deutschland wurden dem Robert-Koch-Institut bis Montag 21 Affenpockenfälle aus sechs Bundesländern gemeldet. Affenpocken sind verwandt mit den Pocken, an denen jahrhundertelang jährlich Millionen Menschen starben, bis die Krankheit 1980 ausgerottet wurde.
Die Affenpocken sind aber weitaus weniger gefährlich. Die meisten Erkrankten erholen sich innerhalb weniger Wochen wieder, ein tödlicher Verlauf ist selten.
(F.Schuster--BBZ)