WHO: Affenpocken-Fälle könnten nur "Spitze des Eisbergs" sein
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am Freitag davor gewarnt, dass die Verbreitung der Affenpocken erst begonnen haben könnte. "Wir wissen nicht, ob wir gerade nur die Spitze des Eisbergs sehen", sagte Sylvie Briand, Direktorin der WHO-Abteilung zur Vorbereitung auf Infektionsgefahren, am Freitag bei der Weltgesundheitsversammlung in Genf. Briand äußerte aber die Hoffnung, dass die Verbreitung bald gestoppt werden könnte.
Die derzeitige Ausbreitung des Affenpocken-Virus sei "ungewöhnlich", sagte Briand. Seit Großbritannien am 7. Mai die erste Affenpocken-Ansteckung meldete, wurden der WHO 200 Fälle aus Ländern gemeldet, in denen sich das Virus üblicherweise nicht verbreitet. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC registrierte 219 solcher Fälle.
In mehreren Staaten in West- und Zentralafrika sind die Affenpocken endemisch, sie treten dort also dauerhaft und gehäuft auf. Zuletzt wurden Affenpocken aber auch in 20 anderen Ländern festgestellt - unter anderem in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und den USA.
Die Verbreitung sei "immer noch ganz am Anfang", sagte Briand am Freitag. "Wir wissen, dass es in den kommenden Tagen weitere Fälle geben wird", sagte sie weiter - ergänzte aber, es gebe keinen Grund zur Panik. Die breite Bevölkerung müsse "keine Angst haben". Weiter sagte sie: "Es ist nicht Covid-19 oder eine andere Krankheit, die sich schnell verbreitet."
Experten versuchen demnach weiter herauszufinden, was die derzeitige ungewöhnliche Verbreitung verursacht habe. Die ersten Untersuchungen hätten aber keine Hinweise auf eine Veränderung oder Mutation des Virus geliefert. "Wir haben eine gute Chance, die Übertragung jetzt zu stoppen", sagte Briand weiter. "Wenn wir jetzt die richtigen Maßnahmen ergreifen, können wir das auf einfache Weise eindämmen."
Affenpocken sind verwandt mit den Pocken, an denen jahrhundertelang jährlich Millionen Menschen starben, bis die Krankheit 1980 ausgerottet wurde. Die Affenpocken sind aber erheblich weniger gefährlich. Die meisten Erkrankten erholen sich innerhalb weniger Wochen wieder, ein tödlicher Verlauf ist selten.
(Y.Yildiz--BBZ)