Zwei Affenpocken-Fälle in Berlin bestätigt
In Berlin sind nach Angaben der Senatsverwaltung für Gesundheit zwei Fälle von Affenpocken bestätigt worden. Es sei aber davon auszugehen, "dass in den nächsten Tagen eventuell noch weitere Infektionen registriert werden", erklärte die Senatsverwaltung am Samstag. Der Zustand der Infizierten ist demnach "stabil"; die Ermittlungen zu möglichen Kontaktpersonen liefen.
Die Kontaktpersonen sollten demnach über mögliche Symptome, Hygienemaßnahmen und Übertragungswege informiert werden. Ob es sich bei den Berliner Fällen um den west- oder zentralafrikanischen Virusstamm handelt, soll laut Senatsverwaltung eine laufende Sequenzierung ergeben. Zentralafrikanische Virusvarianten bei Affenpocken sind laut Robert Koch-Institut (RKI) "deutlich virulenter" als die westafrikanischen Virusvarianten, sind also ansteckender.
Bei dem am Freitag in Bayern bekannt gewordenen ersten bestätigten Affenpocken-Fall in Deutschland handelt es sich nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministers Klaus Holetschek (CSU) um eine Infektion mit der milderen westafrikanischen Variante. Das habe die Genomsequenzierung des Virus am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München ergeben, teilte Holetschek am Samstag mit.
In Berlin erklärte Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne), dass es einen engen Austausch mit den Gesundheitsämtern, dem RKI, der Charité und dem Bundesgesundheitsministerium gebe, um die Bevölkerung "bestmöglich vor dem Affenpockenvirus zu schützen".
Es bestehe "kein Grund zur Panik, aber Grund zur Vorsicht, da viele wissenschaftliche Erkenntnisse über die Krankheit noch vorläufig sind, weil sie so selten ist", erklärte Gote weiter. Expertinnen und Experten gingen jedoch davon aus, "dass wir keine neue Pandemie fürchten müssen", hob die Gesundheitssenatorin hervor. "Wir müssen jetzt aber schnell und konsequent handeln, um Infektionsfälle zu erkennen und einzudämmen", fügte sie hinzu.
Der Klinikdirektor der Infektiologie an der Charité, Leif Erik Sander, erklärte, die Dynamik des aktuellen Affenpockenausbruchs sei "ungewöhnlich" und müsse daher sehr ernst genommen werden, bis die Infektionsketten und Übertragungswege besser charakterisiert und effektiv unterbrochen worden seien.
"Wir beobachten bislang eine disproportionale Häufung der Affenpockeninfektionen unter Männern, insbesondere nach Sexualkontakt zu anderen Männern", führte Sander weiter aus. "Da die Infektion durch engen Hautkontakt und möglicherweise auch über Schleimhautkontakt und Tröpfchen übertragen wird, empfehle ich aktuell besondere Vorsicht und Vermeidung von engen ungeschützten Kontakten mit unbekannten Personen."
Affenpocken sind eine seltene Viruserkrankung, die vom Affenpockenvirus verursacht wird. Seit Anfang Mai 2022 verbreitet sich das Virus erstmals in Europa von Mensch zu Mensch ohne eine epidemiologische Verbindung nach West- oder Zentralafrika.
Nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen verbreitet sich das Virus aber weniger leicht von Mensch zu Mensch als beispielsweise das Coronavirus Sars-CoV-2. Nach derzeitigem Stand ist für eine Übertragung ein enger Körperkontakt erforderlich, weswegen das RKI davon ausgeht, dass die Ausbrüche begrenzt bleiben. Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung wird daher vom RKI derzeit als gering eingeschätzt. Dennoch muss nach Angaben der Berliner Senatsverwaltung damit gerechnet werden, dass es zu weiteren Fällen kommt.
Zu den Symptomen der Affenpocken beim Menschen gehören Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und ein Ausschlag, der oft im Gesicht beginnt und dann auf andere Körperteile übergreift. Die meisten Menschen erholen sich innerhalb mehrerer Wochen von der Krankheit, ein tödlicher Verlauf ist selten.
(L.Kaufmann--BBZ)