Nordkoreas Machthaber Kim wirft seinen Beamten in Corona-Krise Faulheit vor
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat die Beamten in seinem Land angesichts der sich zuspitzenden Corona-Lage scharf kritisiert. Bei einer Sitzung des Politbüros der Regierungspartei sagte Kim laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA vom Mittwoch, die "nicht-positive Haltung, die Nachlässigkeit und die Untätigkeit führender Beamter des Staates" trügen dazu bei, dass der Staat die Krise nicht bewältigen könne. Knapp eine Woche nach der offiziellen Bekanntgabe des ersten bestätigten Corona-Falls in Nordkorea stieg die Zahl der Infizierten auf mehr als 1,7 Millionen.
Das international isolierte Land hatte am vergangenen Donnerstag den ersten Corona-Fall seit Beginn der Pandemie gemeldet. Kim ordnete daraufhin landesweite Lockdowns an und befahl dem Militär, das marode Gesundheitssystem zu unterstützen. So sind laut KCNA fast 3000 Militärsanitäter im Einsatz, um die Medikamentenversorgung sicherzustellen.
Nordkorea meldete am Dienstagabend fast 233.000 neue "Fieber"-Fälle. Insgesamt gebe es nun 1,72 Millionen Infektionen und 62 Todesfälle, berichtete KCNA. Wie viele von ihnen positiv auf das Coronavirus getestet wurden, blieb unklar. Die Bevölkerung in dem kommunistischen Land ist ungeimpft und es gibt keine ausreichenden Testkapazitäten.
Kim kündigte laut KCNA an, "die gesamte Partei wie einen aktiven Vulkan zu erwecken", um die Ausbreitung des Virus zu bekämpfen. Wie staatliche Medien berichteten, spendete seine Familie Medikamente, die in der südlichen Provinz Hwanghae verteilt wurden. Kim wolle so seinen persönlichen Einsatz bei der Bekämpfung des Ausbruchs unterstreichen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sei "zutiefst besorgt über das Risiko einer weiteren Ausbreitung von Covid-19 in dem Land", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Er verwies darauf, dass "die Bevölkerung nicht geimpft ist und viele Grunderkrankungen haben, die sie dem Risiko einer schweren Erkrankung und des Todes aussetzen". Die WHO bekräftigte ihr Angebot, Nordkorea Impfstoff und medizinisches Material bereitzustellen. Die Führung in Pjöngjang ging darauf bislang nicht ein.
Nordkoreas Gesundheitssystem belegte 2021 in einer weltweiten Rangliste der Johns-Hopkins-Universität den 193. von 195 Plätzen. Die Ausstattung der Krankenhäuser ist mangelhaft und es gibt nur wenige Intensivstationen.
Auch im Nachbarland China wird die Entwicklung der Corona-Lage in Nordkorea mit Sorge verfolgt. So ordnete die etwa 300 Kilometer von der gemeinsamen Grenze entfernte Hafenstadt Dalian angesichts der steigenden Infektionszahlen in Nordkorea am Dienstag regelmäßige Corona-Tests für alle 7,5 Millionen Einwohner an. China verfolgt weiterhin eine strikte Null-Covid-Strategie und hat unter anderem in der Millionenstadt Shanghai einen strengen Lockdown verhängt.
(H.Schneide--BBZ)