Drei Millionen mit angepasstem Corona-Impfstoff: Lauterbach nennt das "sehr enttäuschend"
Bislang haben sich in Deutschland nur rund drei Millionen Menschen mit dem angepassten Corona-Impfstoff impfen lassen. Das sei "sehr enttäuschend", sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Montag nach dem zweiten Runden Tisch zu Long Covid in Berlin. "Im Moment wird die Gefahr, die von Covid ausgeht, tatsächlich unterschätzt."
Der aktualisierte Corona-Impfstoff ist speziell an die Subvariante Omikron XBB.1.5 angepasst. Er unterscheidet sich damit von den Impfstoffen, die zu Beginn der Corona-Impfkampagne eingesetzt wurden. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine jährliche Covid-19-Auffrischimpfung für Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf.
Bei dem Treffen von rund 30 Vertretern aus Wissenschaft, Medizin und Versorgung stand die Versorgung für Long-Covid-Erkrankte und die Forschung im Mittelpunkt. "Das Problem Long Covid ist noch nicht gelöst", sagte Lauterbach. Für diejenigen, die sich neu infizieren, liege das Long-Covid-Risiko bei geschätzt drei Prozent. Das seien zehntausende Betroffene. Allerdings sinke das Risiko nach einer Impfung.
Lauterbach zufolge sollen zusätzlich insgesamt 150 Millionen Euro in die Long-Covid-Forschung fließen. Es gebe immer mehr Wissen um die Mechanismen im Gehirn. Long Covid könne das Gefäßsystem und auch Gewebe im Gehirn betreffen. Doch nach wie vor gebe es "keine Heilung". Zu den vielen Symptomen von Long Covid zählen unter anderem Erschöpfung, Gedächtnisprobleme und Organschäden.
Carmen Scheibenbogen, Leiterin der Immundefekt-Ambulanz an der Berliner Charité, sagte, viele Betroffene seien nicht gut versorgt. Nötig seien ein "Netzwerk von Spezialambulanzen" und auch Rehakliniken. Zwar seien Post-Covid-Ambulanzen entstanden, die Wartezeiten lägen aber oftmals bei einem halben Jahr. Als weiteren Schwerpunkt nannte sie den Einsatz von bisher nicht für die Behandlung von Long Covid zugelassenen Medikamenten. Dieser sogenannte Off-Label Use werde geprüft.
Nach Angaben des Präsidenten des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lars Schaade, ist aktuell allgemein eine "sehr hohe Aktivität an Atemwegsinfektionen" zu beobachten. Ursache seien meist Covid-19 oder andere Erreger wie Rhinoviren. Es gebe noch keinen Hinweis auf eine beginnende Grippewelle, es sei aber mit ansteigenden Fallzahlen zu rechnen. Wichtig sei daher weiterhin eine Impfung für Risikogruppen.
Dazu zählt die ständige Impfkommission Menschen ab 60 Jahre, Personen mit Grunderkrankungen, Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen sowie medizinisches und pflegerisches Personal, die ein erhöhtes Infektionsrisiko haben.
Diesen Gruppen empfiehlt die Stiko auch die jährliche Grippeschutzimpfung. Covid-19- und Influenza-Impfung sind Experten zufolge zum gleichen Impftermin möglich
(M.Scott--TAG)