Mindestens 16 Tote bei Untergang von Flüchtlingsboot vor Lesbos
Beim Untergang zweier Flüchtlingsboote vor der griechischen Küste sind mindestens 16 Menschen ums Leben gekommen. Rund 30 Menschen wurden noch vermisst, wie die griechische Küstenwache am Donnerstag mitteilte. Die Unglücke ereigneten sich bei stürmischem Wetter vor den Inseln Kythira und Lesbos.
Östlich von Lesbos wurden die Leichen von 16 Frauen mutmaßlich afrikanischer Herkunft geborgen, wie der Sprecher der Küstenwache, Nikos Kokkalas, dem Fernsehsender ERT sagte. Neun weitere Frauen konnten nach seinen Worten gerettet werden, etwa 15 weitere würden vermisst. Zum Zeitpunkt des Unglücks seien rund 40 Menschen an Bord gewesen. Genauere Informationen seien schwierig zu erhalten, da die Überlebenden "völlig panisch" seien.
Zuvor hatte die Küstenwache bereits den Untergang eines Segelbootes mit rund 95 Menschen an Bord vor der Südküste der Halbinsel Peloponnes gemeldet. Mehrere Flüchtlinge konnten sich demnach schwimmend ans Ufer der Insel Kythira retten. Bei einer Suchaktion an Land und auf See wurden 80 Bootsinsassen gefunden.
Zum Zeitpunkt des Unglücks herrschte in der Gegend schwerer Sturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 102 Stundenkilometern. Das Segelboot sei in der Nähe des Hafens von Diakofti gesunken, es sei "völlig zerstört", sagte Kokkolas. Nach Angaben einer Küstenwachesprecherin waren unter den Überlebenden auch sieben Frauen und 18 Kinder. Die Geflüchteten stammten aus dem Irak, dem Iran und Afghanistan.
Auf der Flucht vor Krieg und Armut ist Griechenland für Migranten aus Afrika und dem Nahen Osten häufig die erste Anlaufstelle auf dem Weg nach Europa. Um den Patrouillen in der Ägäis zu entgehen, wählen Schleuser zunehmend die besonders lange und gefährliche Route im Süden Griechenlands und lassen kaum seetüchtige Boote im Libanon starten und nicht mehr in der Türkei.
In den ersten acht Monaten dieses Jahres rettete die griechische Küstenwache nach eigenen Angaben bereits rund 1500 Flüchtlinge auf dem Meer, gegenüber weniger als 600 im vergangenen Jahr.
64 Menschen starben seit Januar bei dem Versuch, von der türkischen Küste nach Europa zu gelangen. Im Jahr 2021 waren es nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) 111.
Nichtregierungsorganisationen beschuldigen Athen immer wieder, Migranten unrechtmäßig zurückzuschicken oder sie über die Grenze in die Türkei zurückzudrängen. Die konservative griechische Regierung weist die Vorwürfe zurück.
(G.Gruner--BBZ)