Zahl der Toten in Florida nach Durchzug von Hurrikan "Ian" steigt
Nach dem Durchzug des verheerenden Hurrikans "Ian" steigt im US-Bundesstaat Florida die Zahl der Toten. Behördenvertreter verschiedener Landkreise sprachen am Donnerstag gegenüber dem Nachrichtensender CNN von mindestens acht bestätigten Todesopfern - die Zahl dürfte aber noch ansteigen. US-Präsident Joe Biden warnte, es könnte sich um den "tödlichsten Hurrikan in der Geschichte Floridas" handeln: Die Zahl der Todesopfer sei noch "unklar", es könnte aber einen "bedeutenden Verlust von Leben" geben.
Gouverneur Ron DeSantis sprach von Schäden von "historischem" Ausmaß und Überschwemmungen, wie sie nur "alle 500 Jahre" vorkommen. "Wir haben noch nie eine solche Überschwemmung gesehen", sagte der konservative Politiker. "Wir haben noch nie eine Sturmflut dieser Größe gesehen." Manche Gegenden wie die Stadt Fort Myers an Floridas Südwestküste seien "durch diesen Sturm wirklich überschwemmt, wirklich verwüstet" worden.
In der südlich von Fort Myers gelegenen Stadt Naples standen ganze Viertel unter Wasser. Fernsehbilder von dort zeigten komplett überschwemmte Straßen, in denen Autos trieben. Rettungskräfte waren in verschiedenen Gegenden mit Hubschraubern und Booten im Einsatz, um von den Wassermassen eingeschlossene Menschen zu retten. Laut der Website poweroutage.us waren zwischenzeitlich mehr als 2,6 Millionen Haushalte und Geschäfte ohne Strom.
Der als "extrem gefährlich" eingestufte Hurrikan war am Mittwochnachmittag kurz nach 15.00 Uhr Ortszeit als Wirbelsturm der zweithöchsten Hurrikan-Kategorie 4 mit Windgeschwindigkeiten von 240 Stundenkilometern auf Land getroffen. Zahlreiche Gebäude wurden zerstört, Bäume und Stromleitungen stürzten um.
Vor der Küste Floridas sank außerdem am Mittwoch ein Flüchtlingsboot. Während nach Angaben der US-Küstenwache neun Kubaner gerettet wurden oder es aus eigener Kraft an Land schafften, galten 18 Menschen noch als vermisst.
"Ian" schwächte sich nach seinem Auftreffen auf Land deutlich ab und wurde zu einem Tropensturm herabgestuft, während er in nordöstliche Richtung über Florida zog. Das US-Hurrikanzentrum NHC warnte aber weiter vor "lebensbedrohlichen, katastrophalen" Sturmfluten, starkem Wind und Regen. Nach Florida bereiteten sich die US-Südstaaten Georgia und South Carolina auf "Ian" vor.
Im Vorfeld des Wirbelsturms hatten Experten dramatische Warnungen ausgesprochen, für 2,5 Millionen Einwohner Floridas galt eine verpflichtende Evakuierungsanordnung. Der Leiter des Nationalen Wetterdienstes, Ken Graham, bezeichnete "Ian" als Sturm, "über den wir noch jahrelang reden werden". Der Flugverkehr an den Flughäfen Tampa und Orlando wurde eingestellt.
Zuvor waren durch den Hurrikan in Kuba mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Durch den Sturm fiel in dem Karibikstaat am Dienstag landesweit der Strom aus. Bis Mittwoch konnte die Stromversorgung in Teilen der Hauptstadt Havanna und mehreren Provinzen wiederhergestellt werden. Die am schwersten betroffenen Regionen im Westen des Landes saßen jedoch weiter im Dunklen.
Wissenschaftlern zufolge führt die vom Menschen verursachte Erderwärmung zu einer steigenden Zahl und höheren Intensität von Tropenstürmen und Wirbelstürmen. Studien deuten zudem auf einen Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und einer extrem raschen Intensivierung von Tropenstürmen hin, bei der ein relativ schwacher Tropensturm binnen 24 Stunden Hurrikan-Kategorie 3 oder mehr erreicht.
(U.Gruber--BBZ)