Kölner Polizei und französische Justiz ermitteln nach Fußball-Krawallen in Nizza
Nach heftigen Ausschreitungen mit 32 Verletzten vor einem Spiel des 1. FC Köln im südfranzösischen Nizza bemühen sich die französische Justiz und die Kölner Polizei um Aufklärung. Um die Täter zu identifizieren, sollen insbesondere Videoaufnahmen ausgewertet werden, wie die Staatsanwaltschaft in Nizza am Donnerstag mitteilte. Ermittelt werde unter anderem wegen Gewalt und Sachbeschädigung. Zunächst wurde noch niemand in Polizeigewahrsam genommen.
Die Polizei Köln appellierte ihrerseits an all jene Stadionbesucher, die Aufnahmen der Gewalttaten gemacht hatten, die Bilder der Polizei zur Verfügung zu stellen. "Wir werden alles daran setzen, dass sich die Szenen von Nizza in unserer Stadt nicht wiederholen", erklärte Polizeipräsident Falk Schnabel. Der 1. FC Köln habe zugesagt, die Polizei Köln bei der Aufklärung zu unterstützen.
Die Präfektur in Nizza warf den Fans der deutschen Mannschaft vor, vor dem Conference-League-Spiel Randale gemacht zu haben. "Es gab seitens der deutschen Fans außerhalb des Stadions Bestrebungen, Auseinandersetzungen zu suchen", sagt Benoît Huber, Kabinettsdirektor des Präfekten, der Nachrichtenagentur AFP.
Auch der Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, beklagte im Onlinedienst Twitter ein "skandalöses Verhalten der Fans des 1. FC Köln und fehlenden Respekt gegenüber der Stadt, die sie großzügig empfangen hat". Er kündigte an, Entschädigungen vom 1.FC Köln zu fordern.
Mehreren Quellen zufolge hatten sich als Kölner Fans getarnte Hooligans in den Gästeblock geschmuggelt. Mehrere Hundert von ihnen, die sich rot-weiß vermummt hatten, stürmten von der Gasttribüne auf eine andere Tribüne und prügelten sich dort mit Fans des OGC Nizza.
Zu Beginn des Spiels hatte eine Ultra-Gruppe von Fans des Clubs Paris Saint-Germain (PSG) auf der Gasttribüne ein Transparent enthüllt. Zwischen den Ultra-Fans des Pariser Klubs und jenen des 1.FC Köln bestehen seit Jahren enge Beziehungen. PSG verurteilte die Randale in Nizza und wies darauf hin, dass der Ultra-Club Supras Auteuil seit 2010 aufgelöst ist.
Zu den Verletzten zählt auch ein Pariser PSG-Fan, der sich auf der Gasttribüne befand und stark alkoholisiert fünf Meter tief stürzte. Er wurde schwer verletzt, schwebt nach Angaben der Präfektur aber nicht mehr in Lebensgefahr.
Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra beklagte, "dass der Sport auf diese Weise beschmutzt wird". Es sei bald nicht mehr möglich, "gemeinsam mit seinen Kindern problemlos ins Stadion zu gehen", sagte sie in Paris.
Der 1.FC Köln sprach von "gewalttätigen Ausschreitungen zwischen Personen aus beiden Fanlagern" und verurteilte "jede Form der Gewalt".
FC-Kapitän Jonas Hector hatte vor Spielbeginn in einer Durchsage einige Worte an die Fans im Stadion gerichtet. "Wir haben richtig Bock, das Spiel mit euch zu bestreiten", sagte er. "Wir wollen auch, dass das Spiel stattfindet. Aber wir müssen sagen, dass wir sowas nicht gutheißen." Er bat die Fans, die Nerven zu behalten und ruhig zu bleiben. Mit einstündiger Verspätung konnte das Spiel dann stattfinden, es endete 1:1.
(B.Hartmann--BBZ)