Ehemaliger MDR-Unterhaltungschef in Leipzig vor Gericht
Mehr als zehn Jahre nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen den damaligen Unterhaltungschef des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Udo Foht, hat am Donnerstag vor dem Landgericht Leipzig der Prozess gegen den früheren TV-Manager begonnen. Die Anklage wirft dem heute 71-jährigen Foht Betrug in 13 Fällen, Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung vor. Laut einer Gerichtssprecherin steht im Gegenzug für ein Geständnis inzwischen eine sogenannte Verständigung im Raum, die den Prozess zügiger beenden könnte.
Im Kern geht es in dem Prozess um dubiose Geldflüsse des Angeklagten. Foht soll einen selbstständigen Autor beruflich und finanziell über Jahre hinweg begünstigt haben. Diesem ließ er laut Staatsanwaltschaft meist auf Umwegen über TV-Produktionsfirmen und Privatleute Geld zukommen. Die Rückzahlung privater Darlehen soll teilweise über Rechnungen an den MDR gelaufen sein.
Neben dem MDR gibt es nach Gerichtsangaben rund zehn weitere mutmaßliche Geschädigte. Die Tatvorwürfe beziehen sich auf einen Zeitraum seit 2008.
Foht wurde 2011 entlassen und war zuvor 20 Jahre lang Unterhaltungschef des MDR. Er tat sich dabei unter anderem durch die Förderung des Schlagers hervor. In dem Fall sind noch Verfahren gegen den betreffenden Autor sowie einen weiteren Beschuldigten anhängig, die vom Foht-Prozess abgetrennt wurden. Ihnen wird laut Gericht Erpressung beziehungsweise Beihilfe dazu vorgeworfen. Wann diese Verhandlungen beginnen sollen, ist noch unklar.
Für den Prozess gegen Udo Foht waren zunächst Verhandlungstage bis Februar angesetzt. Nach Angaben der Gerichtssprecherin informierte das Gericht nach der Verlesung der Anklageschrift am Donnerstag über Gespräche mit dem Ziel einer möglichen Verständigung. Hintergrund dafür seien unter anderem die Erkrankung des Angeklagten, wegen der bereits der Prozessbeginn lange habe verschoben werden müssen. Der Prozess sollte am Freitag fortgesetzt werden.
Der juristische Direktor des MDR, Jens-Ole Schröder, hatte im Vorfeld des Verfahrensauftakts gesagt, der Sender habe die Vorgänge um Foht "umfassend und schnell aufgeklärt". Es seien arbeitsrechtliche Konsequenzen gezogen und Schadensersatzansprüche durchgesetzt worden. Darüber hinaus habe der MDR als Konsequenz aus den Vorgängen ein Compliance Management System eingerichtet, das sicherstelle, "dass Regeln auch gelebt und eingehalten werden".
Erst kurz zuvor hatte die Affäre um die Ex-Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg, Patricia Schlesinger, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk erschüttert. Gegen die inzwischen fristlos entlassene RBB-Intendantin, gegen die zahlreiche Vorwürfe wegen ihrer Amtsführung erhoben werden, läuft derzeit ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue und der Vorteilsnahme.
(A.Berg--BBZ)