Studenten in Afghanistan müssen mehr Kurse in Islamwissenschaften besuchen
Afghanische Studenten müssen an den Universitäten künftig mehr Pflichtkurse in Islamwissenschaften besuchen. Es würden fünf weitere religiöse Fächer zu den acht bestehenden hinzugefügt, sagte der Hochschulminister der Taliban-Regierung, Abdul Baki Hakkani, am Dienstag. Dazu gehörten islamische Geschichte, Politik und Staatsführung. Die Zahl der vorgeschriebenen Religionskurse an den staatlichen Universitäten werde von einem auf drei pro Woche erhöht.
Viele konservative Geistliche der radikalislamischen Taliban stehen der modernen Bildung skeptisch gegenüber. Hakkani versicherte am Dienstag aber vor Journalisten, die Taliban würden nicht anordnen, dass Fächer vom Lehrplan gestrichen werden. Manche Universitäten haben in Bereichen wie Musik und Bildhauerei bereits die Lehrpläne geändert. Zudem musste der Unterricht in einigen Fächern gestrichen werden, weil unter anderem Professoren das Land verlassen hatten.
Unterdessen gibt es wenig Anzeichen dafür, dass Mädchen bald wieder den Unterricht an weiterführenden Schulen besuchen dürfen. Die Taliban hatten für die Schließungen der Mädchen-Schulen seit Monaten technische und finanzielle Gründe angeführt. Ein hoher Beamter des afghanischen Bildungsministeriums sagte am Dienstag, Familien in ländlichen Gebieten seien noch nicht von der Notwendigkeit überzeugt, Mädchen auf eine weiterführende Schule zu schicken. Daher werde in Abstimmung mit der Taliban-Führung nun versucht, ein Konzept zu entwickeln, um auch die Menschen in ländlichen Gebieten zu überzeugen.
Ohne den Abschluss einer weiterführenden Schule können Mädchen nicht an Aufnahmeprüfungen für Universitäten teilnehmen. Seit der Machtübernahme vor einem Jahr haben die Taliban immer mehr Restriktionen für Mädchen und Frauen beschlossen und sie damit weitgehend aus dem öffentlichen Leben verdrängt. Zwar dürfen Frauen offiziell noch Universitäten besuchen. Allerdings haben viele Frauen ihr Studium aus finanziellen Gründen, aber auch aus Angst beendet.
Die internationale Gemeinschaft hat das Recht auf Bildung zu einer zentralen Bedingung für die Anerkennung der Taliban-Regierung gemacht. Unter der Taliban-Herrschaft von 1996 bis 2001 in Afghanistan war Mädchen und Frauen der Zugang zu Bildung vollständig verwehrt.
(Y.Yildiz--BBZ)