Haftstrafe für Ex-Polizisten wegen Nichteingreifens bei Tod von George Floyd
Ein ehemaliger US-Polizist ist wegen seines Nichteingreifens beim Tod des Afroamerikaners George Floyd zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der 39-jährige Thomas Lane war im Februar der Verletzung von Floyds Bürgerrechten schuldig gesprochen worden, am Donnerstag legte das zuständige Bundesgericht das Strafmaß fest. Floyds Familie reagierte enttäuscht.
Lanes ehemaliger Kollege Derek Chauvin war wegen Floyds Tod in zwei Prozessen zu 22 Jahren und sechs Monaten Haft und dann nochmal zu mehr als 20 Jahren Haft verurteilt worden. Der weiße Polizist hatte dem mit Handschellen gefesselten 46-Jährigen im Mai 2020 rund neuneinhalb Minuten lang das Knie in den Nacken gedrückt und ihn so erstickt. Drei weitere Polizisten, die an der Festnahme ebenfalls beteiligt waren, wurden ebenfalls angeklagt. Neben Lane handelt es sich um Tou Thao und J. Alexander Kueng.
Alle drei wurden der unterlassenen Hilfeleistung schuldig gesprochen. Lane ist nun der erste von ihnen, gegen den das Strafmaß verkündet wurde. Die Richter folgten dabei weitgehend den Forderungen des Anwalts des Angeklagten. Diese hatten geltend gemacht, dass Lane - wie Chauvin ein Weißer - vorgeschlagen hatte, Floyd auf die Seite zu rollen, und dass er versucht habe, ihn wiederzubeleben.
Thao und Kueng waren anders als Lane außerdem schuldig gesprochen worden, die Anwendung "unangemessener Gewalt" durch den Haupttäter Chauvin nicht verhindert zu haben. Sie warten noch auf die Verkündung ihres Strafmaßes.
George Floyds Bruder Philonise zeigte sich am Donnerstag enttäuscht über das Urteil gegen Lande. "Das ist schrecklich", sagte er zu Reportern. "Das ganze Strafsystem muss reformiert werden." Die Staatsanwaltschaft hatte mehr als fünf Jahre Haft gefordert.
Im Mai hatte sich Lane bereits in einer separaten Anklage vor einem Gericht des Bundesstaates Minnesota wegen Beihilfe zum Totschlag schuldig erklärt. Ihm droht deswegen eine dreijährige Haftstrafe, die voraussichtlich mit dem Urteil des Bundesgerichts verrechnet wird.
Ein Video von Floyds gewaltsamem Tod hatte international Empörung ausgelöst. Der Mann klagte mehrfach, dass er keine Luft mehr bekomme. In den USA führte Floyds Tod zu landesweiten Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt.
(L.Kaufmann--BBZ)