Mutmaßliche Neonazis wegen Drogenhandels in Erfurt vor Gericht
Wegen Drogenhandels müssen sich seit Mittwoch mehrere mutmaßliche Thüringer Rechtsextremisten vor dem Landgericht Erfurt verantworten. Die neun Männer und Frauen im Alter zwischen 25 und 57 Jahren sollen laut Anklage in den Jahren 2020 und 2021 in insgesamt 198 Fällen als Bande mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge gehandelt und damit mehr als 800.000 Euro umgesetzt haben.
Hinter den Straftaten soll der Anklage zufolge eine im Jahr 2015 von einem der Angeklagten und anderen gegründete rechtsextremistische Vereinigung stehen. 2019 soll ein weiterer Angeklagter mit gesondert Verfolgten eine Bande gegründet haben, um thüringenweit Drogen wie Marihuana, Kokain und Crystal zu verkaufen und davon zumindest teilweise den Lebensunterhalt zu bestreiten. Die anderen Angeklagten sollen sich später der Bande angeschlossen haben.
Im Februar 2021 gingen Ermittler mit einer Razzia gegen das mutmaßliche kriminelle Netzwerk und Mitglieder der sogenannten Neonazibruderschaften Turonen und Garde 20 vor und durchsuchten zahlreiche Wohnungen und Geschäftsräume, darunter ein als Szenetreffpunkt geltendes Haus in Ballstädt im Kreis Gotha. Bei den Durchsuchungen wurden unter anderem Waffen, Bargeld, Drogen und rechte Devotionalien gefunden.
Vor rund zwei Wochen durchsuchten Ermittler erneut wegen des Verdachts des Drogenhandels und der Geldwäsche zahlreiche Wohn- und Geschäftsräume in der Thüringer Neonaziszene. Es gab mehrere Festnahmen.
Der Prozess begann am Mittwoch wegen der großen Zahl von Angeklagten und des großen öffentlichen Interesses nicht im Gerichtsgebäude, sondern in einem dafür angemieteten Saal der Messe, wie ein Sprecher sagte. Es sind zunächst Fortsetzungstermine bis Mitte Dezember angesetzt.
(A.Berg--BBZ)