Prozess um 26 Jahre zurückliegenden Mord in Würzburg - Vater und Sohn angeklagt
26 Jahre nach der Ermordung eines Gastwirts im mutmaßlichen Zusammenhang mit Geldstreitigkeiten hat vor dem Landgericht Würzburg der Mordprozess gegen einen Vater und seinen Sohn begonnen. Der inzwischen 67 Jahre alte Vater soll seinem heute 49 Jahre alten Sohn laut Anklage 1999 die Ermordung eines 55 Jahre alten Gastwirts befohlen haben, der als Bürge in einem illegalen Geldgeschäft aufgetreten sein soll. Mit dem Mord soll der Vater auch den Schuldner zur Rückzahlung des Gelds gebracht haben.
Angeklagte und Opfer sind türkischer Herkunft. Tahir K., der Vater, soll unter türkischstämmigen Würzburgern gut vernetzt gewesen sein und Geld verliehen haben. Er soll mit zwei Darlehen 80.000 Mark - rund 40.900 Euro - an einen Schuldner verliehen und dafür zehn Prozent Zinsen pro Monat verlangt haben.
Der Schuldner habe aber nur drei Monate die Zinsen bedienen können. Laut Staatsanwaltschaft konnte Tahir K. die ausbleibenden Zahlungen nicht per Klage eintreiben, weil er und seine Familie selbst von Sozialhilfe lebten und deshalb selbst eine juristische Verfolgung wegen Betrugs fürchten mussten.
Einige Wochen vor dem Mord sollen Vater und Sohn den Schuldner in ihre Gewalt gebracht und vermutlich mit einer Axt am Kopf verletzt haben. Er habe trotzdem nicht bezahlt. Nachdem auch nach weiteren Bedrohungen kein Geld geflossen sei, habe sich K. zur Ermordung des Bürgen entschieden - damit habe er auch ein Signal an seinen Schuldner setzen wollen.
Er beauftragte laut Staatsanwaltschaft seinen ältesten Sohn Lokman, der am 5. Januar den Gastwirt erschossen haben soll. Wenige Monate später habe der Schuldner wieder begonnen, das Geld zurückzuzahlen. Die im vergangenen Jahr festgenommenen beiden Angeklagten bestreiten die Vorwürfe.
(B.Smith--TAG)