Kritik an Behörden angesichts Brandkatastrophe in Los Angeles
Angesichts der großen Zerstörungen in und um Los Angeles bei den verheerenden Bränden mit mindestens elf Todesopfern wächst die Kritik an den Behörden. Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom ordnete eine "umfassende unabhängige Überprüfung" an, nachdem zu Beginn der Feuer Hydranten trockengefallen waren. Den designierten US-Präsidenten Donald Trump, der ihn persönlich für die Katastrophe verantwortlich gemacht hatte, lud Newsom am Freitag (Ortszeit) ein, sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen.
Newsom bezeichnete die mangelnde Wasserversorgung zu Beginn der Brände als "zutiefst beunruhigend". "Wir brauchen Antworten auf die Frage, wie das passieren konnte", schrieb der Gouverneur in einem offenen Brief.
Von den Bränden Betroffene machten den Behörden schwere Vorwürfe. "Die Behörden "haben uns völlig im Stich gelassen", sagte Nicole Perri, deren Haus im reichen Stadtteil Pacific Palisades verbrannte, der Nachrichtenagentur AFP. In Altadena auf der anderen Seite der Stadt sagte Bewohner Nicholas Norman: "Sie haben uns, die einfachen Leute, einfach brennen lassen."
Für Wut sorgten auch Evakuierungsalarme, die fälschlicherweise an Millionen Mobiltelefone geschickt worden waren und Panik bei den Empfängern ausgelöst hatten. Notfallmanager entschuldigten sich daraufhin: "Ich kann gar nicht sagen, wie leid mir das tut", sagte der Direktor des Notfallmanagement-Büros im Bezirk Los Angeles, Kevin McGowan.
Die Feuerwehrchefin von Los Angeles, Kristin Crowley, verwies auf jüngste Mittelkürzungen. Ihre Abteilung sei chronisch "unterbesetzt" und "unterfinanziert", sagte sie dem Fox-Sender KTTV.
Seit Dienstag sind rund um die Millionenstadt mehrere große Brände ausgebrochen, die durch starken Wind angefacht wurden und sich explosionsartig ausbreiteten. Bis Freitag zerstörten insgesamt fünf Brände nach Angaben der Feuerwehr eine Fläche von mehr als 15.000 Hektar. In dem Flammeninferno kamen bisher nach Behördenangaben mindestens elf Menschen ums Leben, etwa 10.000 Gebäude wurden zerstört.
Mehr als 180.000 Menschen mussten in den vergangenen Tagen ihre Häuser verlassen, unter ihnen zahlreiche Hollywood-Stars und andere Prominente. Das größte Feuer fraß sich durch Pacific Palisades und brannte dort bereits rund 8000 Hektar nieder.
Ein anderer Waldbrand zerstörte in Altadena nördlich von Los Angeles mehr als 5500 Hektar. In Pacific Palisades hatte die Feuerwehr am Freitag nach eigenen Angaben acht Prozent der Feuerfront im Griff, in Altadena drei Prozent. Weitere Brandherde flammten auf, einer davon nahe der wohlhabenden Ortschaft Hidden Hills, in der Prominente wie Kim Kardashian leben. Dort konnte die Feuerwehr 50 Prozent des Brandes unter Kontrolle bringen.
Ein erneuter Ausbruch von Flammen am Freitagabend entlang des östlichen Randes des Feuers führte zu neuen Evakuierungsanordnungen. In dem betroffenen Bereich liegt auch das Getty Center. Das berühmte Museum, dessen Bau eine Milliarde Dollar gekostet hat und das teilweise aus feuerfestem Travertinstein besteht, beherbergt 125.000 Kunstwerke.
Angesichts komplett zerstörter Gebäude und Straßenzüge sagte US-Präsident Joe Biden, die Stadt gleiche einem "Kriegsschauplatz". Es gebe eindeutige Beweise für Plünderungen. Biden kritisierte zudem seinen designierten Nachfolger Trump. Erneut seien "Demagogen" am Werk, die Falschinformationen über die Katastrophe verbreiteten, sagte er.
Wegen der Gefahr durch Plünderer verhängte die Polizei in den von den Flammen heimgesuchten Gebieten eine nächtliche Ausgangssperre. "Sie dürfen sich nicht in diesen betroffenen Gebieten aufhalten. Wenn Sie es doch tun, werden Sie verhaftet", sagte Bezirkssheriff Robert Luna. Die Ausgangssperre in den betroffenen Gebieten gilt von 18.00 Uhr abends bis 06.00 Uhr morgens.
Auch tausende Nationalgardisten sind zum Schutz der Häuser in den evakuierten Gebieten im Einsatz. "Wir setzen alles uns zur Verfügung Stehende ein inklusive unserer Nationalgardisten, um die Orte in den kommenden Tagen zu schützen", erklärte Gouverneur Newsom. Rund zwei Dutzend mutmaßliche Plünderer wurden mittlerweile festgenommen.
(N.Miller--TAG)