Italien gedenkt des Anschlags auf Anti-Mafia-Richter Falcone vor 30 Jahren
Italiens Staatsspitze hat am Montag des vor 30 Jahren ermordeten Anti-Mafia-Richters Giovanni Falcone gedacht. Innenministerin Luciana Lamorgese legte in Capaci nahe Palermo einen Kranz nieder - an der Gedenkstätte am Ort des Attentats auf Falcone. Die sizilianische Mafia hatte dort am 23. Mai 1992 mit einer ferngezündeten Bombe einen Autobahnabschnitt in die Luft gesprengt, während Falcone gerade darüber fuhr.
Durch die Explosion der 500 Kilogramm schweren Bombe starben Falcone, seine Frau Francesca Morvillo und drei Personenschützer. Das Attentat löste einen enormen Schock in Italien aus und gilt dort bis heute als schwerwiegender historischer Einschnitt. Falcone und sein Richterkollege Paolo Borsellino hatten mit ihrer Arbeit die Macht der Mafia-Organisation Cosa Nostra ernsthaft bedroht.
Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella nahm am Montag an einer Gedenkveranstaltung in Palermo statt. Mattarella stammt selbst aus Sizilien, sein Bruder Piersanti, damals Präsident der Regionalregierung, wurde 1980 ebenfalls von der Mafia ermordet.
Ministerpräsident Mario Draghi hob Falcones Vermächtnis hervor. "Dank Falcones Mut, Professionalität und Entschlossenheit ist Italien ein freieres und gerechteres Land geworden", erklärte Draghi. Der Richter habe die Mafia "entscheidend geschwächt", der "Heldenmut" Falcones und seiner Kollegen habe "die Werte des Anti-Mafia-Kampfs in der Gesellschaft, den neuen Generationen, den Institutionen der Republik verankert".
Falcone und seinem im Juli 1992 ebenfalls ermordeten Kollegen Borsellino wird zugeschrieben, das Verständnis der Mafia deutlich verbessert zu haben. Die beiden waren die ersten, die eng mit Kronzeugen zusammenarbeiten. Sie trugen mit ihrem Ermittler-Pool die nötigen Beweise für den ersten sogenannten "Maxi-Prozess" im Jahr 1987 zusammen, bei dem hunderte Mafiosi verurteilt wurden.
"Dank Falcone und Borsellino wurde die sizilianische Mafia zu einer bekannten Tatsache, ihre Existenz musste seither nicht mehr bei jedem Prozess neu bewiesen werden", sagte Staatsanwältin Marzia Sabella, die heute gegen die Mafia ermittelt, der Nachrichtenagentur AFP.
(A.Berg--BBZ)