Mutmaßliche frühere RAF-Terroristin Klette wegen Raubüberfällen angeklagt
Die Staatsanwaltschaft im niedersächsischen Verden hat Anklage gegen die jahrelang untergetauchte ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette wegen 13 bewaffneter Raubüberfälle erhoben. Klette soll gemeinsam mit den ebenfalls untergetauchten früheren RAF-Terroristen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub in den Jahren 1999 bis 2016 Geldtransporter und Kassenbüros von Supermärkten überfallen haben, wie die Anklagebehörde am Montag mitteilte.
Klette und ihre beiden Komplizen sollen dadurch insgesamt mehr als 2,7 Millionen Euro erbeutet haben, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren. Die Staatsanwaltschaft Verden wirft der 66-Jährigen neben schwerem Raub und schwerer räuberischer Erpressung auch versuchten Mord im Rahmen eines Überfalls vor. Klette wurde Ende Februar in Berlin gefasst, wo sie unerkannt gelebt hatte. Garweg und Staub befinden sich weiter auf der Flucht.
Die drei sollen vor rund 35 Jahren zur aktiven sogenannten Kommandoebene der RAF gehört und sich dabei an Anschlägen beteiligt haben. Die linksextremistische Rote Armee Fraktion (RAF) war von Anfang der 70er Jahre bis Anfang der 90er Jahre aktiv. Der Gruppierung werden mehr als 30 Morde zugeschrieben. 1998 erklärt sich die RAF nach Jahren der Inaktivität für aufgelöst. Klette, Garweg und Staub tauchten unter.
Um Vorwürfe im Zusammenhang mit Klettes mutmaßlicher Beteiligung an Taten der RAF geht es in der Anklage nicht. Die Zuständigkeit dafür liegt bei der Bundesanwaltschaft. Klette wurde nach ihrer Festnahme im Februar zusätzlich ein seit 2018 bestehender Haftbefehl der Karlsruher Behörde eröffnet, unter anderem wegen des Vorwurfs zweier versuchter Morde.
Klette soll an einem gescheiterten Anschlag auf ein Gebäude der Deutschen Bank im hessischen Eschborn im Jahr 1990, einem Schusswaffenanschlag auf die US-Botschaft in Bonn 1991 und einem Sprengstoffanschlag auf einen Gefängnisneubau im hessischen Weiterstadt 1993 beteiligt gewesen sein.
Über die Zulassung der Anklage und die Eröffnung muss nun das Landgericht Verden entscheiden. Klette und ihre Verteidigung wiesen die Vorwürfe der Ermittler in der Vergangenheit zurück. In einem im August veröffentlichten Statement gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" bestritt die Beschuldigte etwa, an Mordversuchen beteiligt gewesen zu sein.
Laut Anklage soll Klette überwiegend als Fahrerin des Fluchtwagens an den Überfällen beteiligt gewesen sein. Gemeinsam mit Staub und Garweg soll sie Taten vor allem in Niedersachsen, aber auch in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen begangen haben.
Dabei hatten die früheren Terroristen nach Angaben der Staatsanwaltschaft Schusswaffen und Elektroschockgeräte bei sich. Auf die Spur des untergetauchten Trios kamen die Ermittler ursprünglich durch Auswertung der DNA-Spuren von den Überfallen.
Zusätzlich ist Klette wegen Verstößen gegen Waffengesetze angeklagt. Bei der Durchsuchung ihrer Wohnung in Berlin stießen Ermittler unter anderem auf ein Sturmgewehr vom Typ Kalaschnikow und eine Panzerfaustgranate.
(K.Jones--TAG)