In der Öffentlichkeit ohne Schleier: Regisseurin und Tochter im Iran angeklagt
Weil sie sich ohne Schleier in der Öffentlichkeit gezeigt haben, sind im Iran eine bekannte Regisseurin und ihre als Schauspielerin beliebte Tochter angeklagt worden. Rakhshan Banietemad und ihrer Tochter Baran Kosari hätten gegen die islamische Kleiderordnung verstoßen, teilte am Mittwoch die Justiz des Landes auf ihrer Internetseite Misan Online mit. Sie hätten "ihren Hidschab in der Öffentlichkeit abgelegt".
Die 70-jährige Banietemad war eine der ersten iranischen Frauen auf dem Regiestuhl, zudem hat sie sich als Drehbuchautorin einen Namen gemacht. Beim Filmfestival von Teheran - dem größten des Landes - wurde sie mehrmals ausgezeichnet. Ihre 38 Jahre alte Tochter war ihrerseits 2015 bei dem Festival zur besten Schauspielerin gekürt worden.
Am Dienstag waren Bilder der beiden Frauen bei einer Filmveranstaltung in Teheran, bei der sie ohne das obligatorische Kopftuch auftraten, im Internet veröffentlicht worden. Sie verbreiteten sich rasend schnell.
Seit der Revolution von 1979 im Iran gilt das Nichttragen des Kopftuchs in der Öffentlichkeit als Straftat und als Verstoß gegen die strenge Kleiderordnung für Frauen. Iranische und ausländische Frauen müssen sich gleichermaßen an den Kodex halten.
Gegen die strengen Vorschriften hatte es ab September 2022 landesweit eine riesige Protestwelle gegeben, die aber weitgehend niedergeschlagen wurde. Ausgelöst wurden die Proteste durch den Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini nach deren Polizeigewahrsam. Sie war von der Sittenpolizei festgenommen worden, die ihr einen Verstoß gegen die islamische Kleiderordnung für Frauen vorgeworfen hatte.
(J.Torres--TAG)