Drohnenflüge über Industrieanlagen in Brunsbüttel lösen Spionagealarm aus
Nach wiederholten unautorisierten Drohnenflügen über einem Industriegebiet an der Elbmündung im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel gehen die Behörden von Geheimdienstaktionen aus. Es werde wegen "des Verdachts der Agententätigkeit zu Sabotagezwecken" ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft Flensburg am Donnerstag mit. Medienberichten zufolge überflogen die mutmaßlich militärische Drohnen seit dem 8. August ein Industrieareal, in dem sich unter anderem ein schwimmendes Flüssiggasterminal sowie Chemiebetriebe befinden.
Laut Berichten des Magazins "Der Spiegel" und der "Bild"-Zeitung gehen Spezialisten des Staatsschutzes der Polizei davon aus, dass es sich bei den schnell fliegenden Flugkörpern um russische Aufklärungsdrohnen militärischen Typs handelt. Sie könnten demnach von zivilen Schiffen in der Nordsee aus gestartet worden sein. Weder die Staatsanwaltschaft in Flensburg noch das Landeskriminalamt in Kiel wollten sich am Donnerstag zu Details äußern.
"Die Staatsanwalt Flensburg bestätigt die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen des Verdachts der Agententätigkeit zu Sabotagezwecken im Zusammenhang mit wiederholten Drohnenflügen über kritischer Infrastruktur in Schleswig-Holstein", erklärte ein Sprecher der Behörde dazu lediglich. Weitere Angaben würden derzeit nicht gemacht.
Den Berichten zufolge befindet sich die Polizei wegen der Überflüge in Alarmbereitschaft. Laut "Spiegel" konnten Polizeidrohnen unter anderem aber nicht mit den bis zu 100 Stundenkilometern schnellen unbekannten Drohnen mithalten. Demnach wurde inzwischen die Bundeswehr eingeschaltet.
Im dem Industrie- und Hafengebiet bei Brunsbüttel liegt unter anderem ein schwimmendes Flüssiggasterminal, das die Versorgung Deutschlands nach dem Ausfall russischer Lieferungen nach dem Beginn des Kriegs in der Ukraine sichern soll. Es soll mittelfristig durch ein festes Terminal ersetzt werden, das dort gebaut wird. Dort befindet sich unter anderem auch das stillgelegte Atomkraftwerk Brunsbüttel. Es wird seit 2019 zurückgebaut.
Aufgrund der stark gestiegenen geopolitischen Spannungen nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist die Sorge vor russischen Spionage- und Sabotageaktionen im Westen groß. Experten sprechen von der Gefahr eines "hybriden Kriegs" gegen die westlichen Unterstützer der Ukraine. Jüngst sorgten Sabotageverdachtsfälle an Standorten der Nato und Bundeswehr in Nordrhein-Westfalen für Unruhe. Später gab es Entwarnung.
(F.Allen--TAG)