Kreml-Kritiker Kara-Mursa in Gefängniskrankenhaus verlegt
Der inhaftierte russische Kreml-Kritiker Wladimir Kara-Mursa ist nach Angaben seiner Frau in ein Gefängniskrankenhaus verlegt worden. "Seinen Anwälten wurde der Zugang zu ihm verwehrt", schrieb Jewgenija Kara-Mursa am Freitag weiter in einem Online-Post. Sie wisse nicht, wie es ihrem Mann derzeit gehe. Bereits seit Monaten sorgen sich Angehörige um die Gesundheit des 42-Jährigen, der zwei Vergiftugsversuche überlebt hat.
Kara-Mursa sei aus der Hochsicherheits-Strafkolonie in der sibirischen Region Omsk in ein Gefängniskrankenhaus in der Region verlegt worden, erklärte seine Ehefrau bei Telegram. Dies hätten seine Anwälte, die aus Moskau zu der Strafkolonie gereist waren, am Donnerstag nach mehr als fünf Stunden Wartezeit erfahren. In dem Krankenhaus wurde ihnen zunächst gesagt, dass Kara-Mursa nicht dort sei, erklärte sie. Später habe das Krankenhaus bestätigt, dass er aufgenommen worden sei.
Auch am Freitag sei den Anwälten der Zugang zu dem Kranken verwehrt worden mit der Begründung, er werde gerade von Ärzten untersucht, erklärte Jewgenija Kara-Mursa weiter. "Daher konnten die Anwälte Wladimir nicht sehen, um sich zu vergewissern, dass es ihm gut geht". Ein neuer Versuch, zu ihm zu gelangen, könne wohl erst nach dem Wochenende erfolgen.
Die Angehörigen des Oppositionellen hatten zuvor bereits Sorgen angesichts seines Gesundheitszustands geäußert. Kara-Mursa leidet nach ihren Angaben infolge zweier Vergiftungsversuche in den Jahren 2015 und 2017 an einer Erkrankung des Nervensystems. Großbritannien hatte zuvor die sofortige Freilassung und eine dringende Behandlung des 42-Jährigen gefordert, der auch die britische Staatsangehörigkeit besitzt.
Kara-Mursa, einer der prominentesten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin, war im April 2023 wegen des Vorwurfs des "Hochverrats" und der "Verbreitung falscher Informationen" über den Konflikt in der Ukraine zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Es handelt sich um eine der längsten Haftstrafen, die bisher gegen Gegner Putins verhängt wurden.
Kara-Mursa wurde im April 2022 verhaftet, nachdem er die Offensive Moskaus in der Ukraine kritisiert und den Westen zur Verhängung von Sanktionen gegen den Kreml aufgefordert hatte. Aus dem Gefängnis heraus setzte er seine Arbeit fort. Anfang Mai erhielt er den Pulitzer-Preis für "seine leidenschaftlichen Artikel, die er unter Einsatz seines Lebens aus seiner Gefängniszelle heraus geschrieben hat".
Wie verschiedene internationale Medien, darunter der "Spiegel", berichteten, war der russische Geheimdienst in die Vergiftungsversuche verwickelt. Kara-Mursa stand dem im Februar in einer Strafkolonie in der Arktis gestorbenen Kreml-Kritiker Alexej Nawalny nahe. Seit Nawalnys Tod im Februar mehren sich die Sorgen um den 42-Jährigen.
Auch der inhaftierte russische Oppositionelle Ilja Jaschin hatte sich sehr besorgt geäußert und westliche Diplomaten aufgerufen, sich für die Befreiung Kara-Mursas einzusetzen.
Fast alle der bekanntesten politischen Gegner Putins sind entweder aus dem Land geflohen oder sitzen im Gefängnis.
(E.Taylor--TAG)