Mindestens sechs Tote bei Anschlag auf Jungen-Schule in Kabul
Bei einem Anschlag auf eine Schule für Jungen sind am Dienstag in der afghanischen Hauptstadt Kabul mindestens sechs Menschen getötet worden. 24 weitere Menschen wurden nach Angaben von Krankenhäusern und der Polizei verletzt. Die Schule befindet sich in einem Stadtviertel, in dem mehrheitlich Mitglieder der schiitischen Minderheit der Hasara leben. Die Hasara sind immer wieder Zielscheibe des örtlichen Ablegers der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).
Die Explosionen seien durch improvisierte Sprengsätze ausgelöst worden, erklärte die Polizei. Die erste Detonation ereignete sich, als die Schüler aus dem morgendlichen Unterricht in der Schule kamen, wie ein Zeuge der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Der zweite Sprengsatz explodierte, als die Rettungskräfte eintrafen.
In Online-Netzwerken wurden Bilder von Todesopfern verbreitet, die am Tor der Schule lagen. Auf Bildern in sozialen Medien waren Blutlachen, verbrannte Bücher und Schultaschen zu sehen, die auf dem Gelände der Schule verstreut waren. Taliban-Kämpfer sperrten das Gelände ab. Bei der genannten Opferbilanz handele sich um vorläufige Zahlen, sagte Polizeisprecher Chalid Sadran.
Eine dritte Explosion habe sich zudem in einem englischen Sprachzentrum in der gleichen Gegend ereignet, sagte Sadran. Zuvor hatte er auf Twitter geschrieben, alle drei Explosionen hätten sich an der Jungen-Schule ereignet.
Die Zahl der Anschläge in Afghanistan nahm deutlich ab, seit die Taliban die von den USA gestützte Regierung im August stürzten. Aber der IS bekannte sich seither zu mehreren Anschlägen, auch auf die Hasara.
Die Hasara stellen rund zehn bis 20 Prozent der Bevölkerung von 38 Millionen Afghanen. Seit die Taliban die Macht ergriffen, haben sie wiederholt mutmaßliche Stützpunkte des IS in der östlichen Provinz Nangarhar angegriffen.
Der IS hatte einige der blutigsten Anschläge in Afghanistan in den vergangenen Jahren für sich in Anspruch genommen. Im vergangenen Mai wurden 85 Menschen, vor allem Schülerinnen, getötet und rund 300 verletzt, als drei Bomben bei ihrer Schule in Dascht-e-Barschi explodierten.
Zu diesen Bombenanschlägen bekannte sich niemand. Aber im Oktober 2020 reklamierte der IS einen Selbstmordanschlag auf ein Bildungszentrum für sich, bei dem 24 Menschen getötet wurden, darunter Studenten.
Im Mai 2020 wurde der IS für einen Anschlag auf eine Neugeborenenstation in einem Krankenhaus verantwortlich gemacht, bei dem 25 Menschen getötet wurden, darunter junge Mütter.
(L.Kaufmann--BBZ)